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Abenteuer anno 1932

Mit dem Faltboot und zu Fuß durch südeuropäische Länder

Aus dem Tagebuch meines Schwagers Hugo Gamm

Auf einer Fahrt durch die Eifel saßen wir, Hans, Alois und ich, im Sommer 1929 abends am Lagerfeuer. Die anderen, meist jüngere Pfadfinder, erkundeten noch die nähere Umgebung. Es war der Augenblick, in dem ich in einen Plan eingeweiht wurde, den Hans und Alois seit einiger Zeit im Kopf hatten: Im Faltboot nach Südeuropa, den Balkan besuchen, durch Italien wandern. Ob ich Lust hätte mitzumachen, wurde ich gefragt. Ich habe nicht lange überlegt, ich war begeistert. Von da an gab es für uns nur noch ein Thema, unsere Fahrt.

Als Erstes wurde gespart. Jeder mögliche Pfennig kam in die gemeinsame Kasse, das brachte im Monat so etwa 100 Mark. Manchmal war es auch mehr. Davon wurden zunächst Faltboote angeschafft, ein Einer und ein Zweier. Als nächstes ein Klepperzelt mit wasserdichtem Boden und Mückenfenster. Ungefähr 800 Mark mussten wir für diese Hauptausrüstung aufwenden. Schließlich kauften wir noch Trinkwasserkanister, Segel, eine Schmalfilmkamera und von allen Balkanländern gute Karten.

Im Sommer 1931 machten wir als Testfahrt unsere erste größere Wasserwanderung von Trier aus über Mosel und Rhein bis nach Köln. Alois war dabei schon etwas verändert, er sprach davon, die Fahrt zu verschieben, bis er schließlich im Herbst mit der Wahrheit herausrückte, er hatte sich verliebt und wollte aussteigen. Für Hans und für mich kein Grund aufzugeben, im Gegenteil.

In die Vorbereitungen steckten wir jetzt noch mehr Eifer. Viel Kleinkram war noch zu besorgen, ein Kochtopf musste her, Bestecke, Essnäpfe, eine Pfanne, Näh-, Stopf- und Schuhputzzeug. Unsere Schlafsäcke hatten wir uns aus Decken selbst gemacht. Dann waren da noch ein Dreifuß für die Kochstelle, eine Klampfe, eine Ziehharmonika, ein Feldstecher, ein Fotoapparat, eine Angelausrüstung und natürlich schwarz-weiß-rote Schiffsflaggen mit schwarz-rot-goldenem Obereck für die Boote. Bei der Kleidung beschränkten wir uns auf unsere Pfadfinderkluft und eine zweite Garnitur mit Pullover, Sporthemd, Sporthose und leichten Schuhen.

Zuletzt bekamen wir doch noch einen dritten Gefährten, Hans brachte einen Hund mit, einen kleinen Fox. Um die Fahrkarte zu sparen, planten wir für ihn einen Koffer ein, einen Schließkorb aus Weidengeflecht, somit war er Reisegepäck. An Bargeld haben wir zum Schluss noch Eintausend Reichsmark, die wir zur Sicherheit in Dollar umtauschen. Damit wollen wir sechs Monate auskommen, was wir auch irgendwie geschafft haben.

Und dann ist es tatsächlich soweit: Wir, Hans und ich, stehen am 1. Juli 1932 um 7,00 Uhr inmitten unserer Angehörigen im Elberfelder Hauptbahnhof auf Bahnsteig 1. Der Schnellzug, der uns nach Ulm bringen soll, fährt in die Halle. Schnell noch ein kurzer Abschied, ein paar gut gemeinte Worte von unseren besorgten Müttern, die uns schweren Herzens ziehen lassen, sie haben ihre Männer im Weltkrieg verloren, nun sorgen sie sich um ihre Söhne. Dann knallen die Wagentüren, der Zug setzt sich langsam in Bewegung. Wir sind allein, zwei junge Menschen, gerade 21 Jahre alt, die auf der Flucht vor dem grauen Einerlei des Alltags in einer schweren Zeit, getrieben von Tatendrang und ein bisschen Abenteuerlust nach Südeuropa fahren wollen.

Wie oft haben wir uns den Tag der Abreise vorgestellt, zwei Jahre haben wir gespart, vorbereitet und geschwärmt. Nichts hat uns in unseren Planungen aufhalten können, weder Warnungen noch Ermahnungen. Selbst Alois, der uns untreu gewordene Freund konnte uns nicht verunsichern. Ihm sind wir aber dankbar für alle Arbeit, die er im Sinne unserer Fahrt noch gemeinsam mit uns verrichtet hat, dafür haben wir ihm gerne den Faltboot-Einer und die Schmalfilmkamera überlassen.

Jetzt sind wir unterwegs, zu zweit. Über Köln, Wiesbaden und Stuttgart erreichen wir am Abend gegen 21,00 Uhr Ulm. Unser Bobbi, den ich fast vergessen hätte, verhält sich als lebendes Reisegepäck den ganzen Tag über ruhig. Zwischen den Haltestationen darf er herumlaufen, sobald die Bremsen knirschen muss er wieder in seinen Koffer. Dieses Spielchen wiederholte sich so oft, dass er schon von selbst in den Koffer sprang, wenn wir nur den Deckel aufmachten.

In Ulm goss es in Strömen, das Zelt konnten wir dabei nicht aufstellen, wo also schlafen. In der Jugendherberge nahm man uns nicht auf, schon gar nicht mit Hund, also übernachten wir im Gasthof “Deutscher Kaiser”. Schade ums Geld.

Am folgenden Nachmittag hört der Regen auf. Wir richten das Zelt ein, bauen die Boote auf und verbringen eine ruhige Nacht. Am Morgen wollen wir dann so schnell wie möglich los, aber wohin mit unserem riesigen Gepäck, so groß ist ein Faltboot ja schließlich nicht. Wo Platz ist, in der Spitze, im Heck, an den Seiten wird etwas hinein gestopft, bis schließlich alles verstaut ist. Jetzt müssen nur noch wir drei ins Boot, Hans, ich und Bobbi. Auch das geht gut, das Boot liegt zwar tief im Wasser, aber so sicher wie ein alter Schleppkahn.

Gegen Mittag paddeln wir dann los, mit viel Vertrauen zu unserem Boot. Die Fahrt geht sehr schnell, die Donau war über Nacht einen halben Meter gestiegen, sie führte ganze Berge von Strandgut mit sich und hatte eine Geschwindigkeit von etwa 12 Kilometern in der Stunde. In Donauwörth legen wir am Abend an und stellen unser Zelt auf.

Am nächsten Morgen sind wir schon um 8,00 Uhr auf dem Wasser. Ein heftiger Gegenwind weht uns um die Nase, wir müssen kräftig in die Paddel greifen. Ziemlich abgekämpft zelten wir schließlich bei Ingolstadt auf einer Wiese, aber es treibt uns schon sehr früh wieder weiter. Gegen Mittag erreichen wir Weltenburg mit seiner wunderschönen Kirche, passieren bei großer Hitze Kehlheim und erreichen am Abend Regensburg. Vier Kilometer hinter Regensburg zelten wir. Aber auch hier hält es uns nicht lange, mit  den ersten Sonnenstrahlen sind wir wieder weg.

In Donaustauf machen wir eine Pause und besichtigen die Walhalla. Überwältigt waren wir davon nicht. Ein mächtiges Unwetter zwingt uns dann nachmittags gegen 6,00 zur Landung. Es geht zwar alles gut, aber das Boot ist halb voll Wasser. Zelt aufstellen, auspacken, Sachen trocknen, umpacken, essen, schlafen.

Als wir aufwachen weht ein ganz schöner Wind. Den wollen wir ausnutzen und zum ersten Mal das Segel setzen. Es ist herrlich, ohne Anstrengung so schnell vorwärts zu kommen. Doch nach einer Stunde ist die Herrlichkeit vorbei, die Donau macht einen Bogen und der Wind bläst uns wieder ins Gesicht. Wir machen trotzdem noch eine Strecke von 20 Kilometern.

Unser nächstes Ziel ist Passau, wir fahren ein Stück über die Ils zum Passauer Bootshafen, machen uns landfein, bummeln durch Passau und landen am Abend im Gasthaus “Zum schwarzen Ochsen”. Fast alle anderen Gäste aus dem Bootshaus sind auch hier und es wird ein sehr gemütlicher Abend. Der halbe Liter Bier für 23 Pfennig, das konnten wir uns leisten.

Es ist Mittag als wir mit inzwischen wieder klarem Kopf von Passau ablegen. Gegen 2,00 Uhr erreichen wir in Engelhartszell die österreichische Zollstation. Wir werden schnell abgefertigt und müssen für unser Boot 60 Schilling hinterlegen, die man uns bei der Ausreise wieder auszahlen will. Wir paddeln noch einige Stunden durch die romantische Landschaft ehe wir unser Kamp aufschlagen. Geschlafen haben wir dann tief und fest wie die Dachse bis uns vorbei paddelnde Bootsfahrer mit lauten Rufen wecken: “Aufstehen!” Es ist neblig und wir haben keine rechte Lust. Schließlich lassen wir uns langsam gegen Aschach treiben und zelten am Abend acht Kilometer unterhalb von Linz.

Mit viel Gegenwind kommen wir am nächsten Tag bis 9 Kilometer vor Melk. Wir sind trotzdem bester Laune, die uns am nächsten Morgen aber gehörig ausgetrieben wird. Es ist der 12. Juli 1932, wir sortieren unser Gepäck neu und achten dabei nicht auf unseren Bobbi. Plötzlich hören wir einen Schuss. Wir laufen in die Richtung aus der wir den Knall zu hören glaubten und da sehen wir schon einen Bauern, der unseren Freund in die Luft wirft, er hat ihn erschossen. Wütend schimpfen wir mit dem Kerl. Der macht uns klar, dass es in Österreich verboten ist, Hunde im Waldgebiet frei herum laufen zu lassen. Wir könnten uns ja über ihn beschweren. Dieser Schweinehund. Mit Wut im Bauch gehen wir aufs Wasser und lassen uns treiben: “Ich hatt` einen Kameraden”.

Da hält mit viel Geknatter ein Motorboot auf uns zu. Es sind vier arbeitslose junge Männer aus Göppingen, die sich das Boot selbst gebaut haben und damit zum Schwarzen Meer wollen. Sie werfen uns ein Tau zu und schleppen uns bis Klosterneuburg. Bis Wien ist es nun nicht mehr weit. Drei Tage verbringen wir in der österreichischen Hauptstadt, geführt von Herrn Urbahn, den uns das Sekretariat der 8. Pfadfinder kostenlos vermittelt hat. Dann geht es weiter Richtung Budapest.

Am 16. Juli passieren wir die Zollstation Heinburg, bekommen unsere 60 Schillinge Kaution wieder zurück und paddeln bis zur tschechischen Zollstation in Pressburg. Ohne Schwierigkeiten kommen wir durch und zelten anschließend unterhalb von Pressburg. Als wir am Morgen wach werden, trommelt Regen auf unser Zelt. Wir öffnen den Eingang und werden sofort von einem riesigen Schwarm Mücken überfallen. Wie zwei Verrückte schlagen wir was haste, was kannste in der Luft herum, bis die letzte Mücke raus oder tot ist. Gezeichnet sind wir trotzdem.

Nach einer interessanten Fahrt durch den so genannten Donau-Urwald erreichen wir Komorn, das erste ungarische Örtchen. Dann nähern wir uns Gran, heute Estergom, schon von weitem auf einem Felsen die Basilika erblickend, in der der Heilige Stephan getauft und gekrönt wurde.

Budapest - FischerbasteiIn Sobb liegt die ungarische Zollstation. Wir werden schnell abgefertigt und müssen 45 Pengö für unser Boot hinterlegen. Später übernachten wir gemeinsam mit 40 ungarischen Pfadfindern, die hier ein Lager haben, auf einer Insel vor Waitzen. Am Morgen verabschieden wir uns von unseren Gastgebern und legen um 2,00 Uhr in Budapest im Pfadfinderbootshaus an. Eine Woche bleiben wir in Budapest, das war überhaupt nicht geplant, aber es ist eben eine wunderschöne Stadt. Wir haben nichts ausgelassen und besuchten das Schloss, die Zitadelle, die Fischerbastei, das Parlament, die Margaretheninsel, den Stephans Dom und vieles mehr.

Am 28. Juli nachmittags verlassen wir Budapest. Wir haben viel Zeit verloren und beschließen, die ganze Nacht durchzupaddeln. Einer schläft, einer paddelt, alle zwei Stunden wechseln wir uns ab. Gegen 8,00 Uhr werden wir auf Zuruf von zwei seitlich miteinander verbundenen Schiffen, die auf einer Leerfahrt nach Rumänien sind, an Bord genommen. Unser Boot wird an der Heckreling festgemacht. Zwei Schifferfamilien stellen sich uns vor. Da sie gemeinsam auf einem Schiff wohnen, bieten sie uns die Kajüte des zweiten Schiffes als Unterkunft an. Wir staunen über so viel Gastfreundschaft und genießen die Fahrt. Gemeinsam wird später zu Abend gegessen, man reicht uns Brot und Wein, wir singen und spielen auf Wunsch unserer Gastgeber Fahrtenlieder und sind so richtig mit Gott und der Welt zufrieden. In der Grenzstation Szob verlassen wir Ungarn und kriegen unsere 45 Pengö zurück. Dann kommt die jugoslawische Zollstation Bezan. Wir werden kontrolliert, brauchen aber nichts zu hinterlegen.

Nach drei Tagen mit süßem Nichtstun verabschieden wir uns am 1. August um 5,00 morgens zwei Kilometer vor Belgrad von unseren rumänischen Gastgebern. Gemächlich lassen wir uns zunächst treiben, fahren noch ein Stück die Save rauf und zelten neben einer alten Baracke. Wir wollen uns wieder ein paar Tage Zeit für die Stadtbesichtigung gönnen. Unser Ziel ist aber auch die Deutsche Botschaft. Wir versuchen eine Unterstützung locker zu machen, erleben aber eine absolute Fehlanzeige. Weil wir für die Weiterreise auf der Donau ein Visum für Bulgarien brauchen, stolpern wir über das holprige Pflaster weiter zum bulgarischen Konsulat. Nach der Prüfung unserer Unterlagen war man davon überzeugt, dass wir friedliche Menschen sind. Aber dann kommt der Hammer, 350 Dinar Gebühren für jeden und außerdem muss jeder noch 11.000 Dinar an der Grenze vorweisen. Das ist uns dann doch etwas zu viel.

Nach kurzer Beratung im Zelt beschließen wir, unsere Route zu ändern. Wir werden die Donau verlassen und zu Fuß quer durch Jugoslawien bis zur Adria wandern. Unsere Instrumente verkaufen wir an einen Trödler, sie waren feucht geworden und hätten uns auf unserer Fußreise nur behindert. Damit wir unser Gepäck nicht auf unserem Rücken schleppen müssen, besorgt uns ein junger Serbe, der schon seit zwei Tagen immer bei uns war, für 200 Dinar, etwa 20 Mark, einen Esel. Alles mit Kaufvertrag und Eigentumsbescheinigung polizeilich beglaubigt und abgestempelt. Unser Faltboot bauen wir ab und schicken es gut verpackt mit der Bahn nach Dubrovnik zum Hotel Petka. Diese Adresse hatte uns der katholische Pfarrer empfohlen. Für unseren Esel basteln wir dann noch ein paar Tragesäcke und ziehen am Mittag des 7. August zu Fuß der Adriaküste entgegen.

Die Straße ist, obwohl wir noch mitten in der Stadt sind, kaum zu beschreiben, so schlecht ist sie. Sie besteht aus Feldsteinen und dicken Kieselsteinen. Die Türken sollen sie noch gebaut haben. Bald liegt die Hauptstadt Jugoslawiens hinter uns, das “Pflaster” hört auf und der Dreck fängt an. Es hat geregnet und der Schlamm geht uns fast bis an die Knöchel. Kleine Orte ziehen sich entlang der Straße, die allmählich besser wird. Die Häuschen sind aus Lehm gebaut, zum Teil noch ohne Dach, aber man wohnt darin. Etwa 500 Meter hinter einem Ort sehen wir einen verendeten Gaul direkt neben der Straße liegen. Als wir näher kommen, fliegt eine Schar Krähen und Elstern hoch. Tierskelette sehen wir auf unserer Wanderschaft noch oft neben der Straße liegen. Das scheint niemanden zu stören und auch wir haben uns bald daran gewöhnt.

Unser Esel ist in Ordnung, willig trägt er unser Gepäck. Nur die Tragesäcke rutschen immer wieder runter. Als es Abend wird, schlagen wir unser Zelt im Windschatten eines leeren Bahnwärterhäuschens auf. Den Esel binden wir vorsichtshalber an.

Gegen acht Uhr sind wir wieder auf der Straße. Hans geht vor dem Esel her und ich dahinter. Wir haben festgestellt, dass er so am liebsten geht. Einen Namen hat er auch bekommen, “Zimberlo” haben wir ihn getauft. Das ist ungarisch und heißt “Kamerad”, die ungarischen Pfadfinder hatten das oft zu uns gesagt. Die Sonne scheint, es ist sehr heiß und die Straße sehr staubig. Als uns tatsächlich ein Auto überholt, können wir vor lauter Staub minutenlang nichts mehr sehen. Ärgerlich auch, dass unser Gepäck immer wieder auf die Straße rutscht. Es wäre wohl sehr schön, wenn wir einen kleinen Wagen hätten. Mal sehen, vielleicht im nächsten Ort.

Die Menschen denen wir begegnen sind alle sehr freundlich, leider hapert es aber an der Verständigung. Einen serbokroatischen Sprachführer haben wir nicht. Daher haben wir uns die Worte die wir am meisten brauchen übersetzen lassen und aufgeschrieben, so kommen wir leidlich zurecht, besonders wenn wir einkaufen müssen.

Bis zum Abend wollen wir noch Obrenovac erreichen und uns nach einem passenden Wagen umsehen. Beim Einzug ins Dorf werden wir bestaunt und belächelt, wir lachen mit und lassen uns nicht stören. Wir finden sogar einen deutsch sprechenden Mann, der mit uns zum Dorfschmied geht um uns bei der Suche zu helfen. Der Schmied hat zwar einen Wagen vorrätig, aber der ist viel zu schwer und so zeigt er sich bereit, ein leichteres Gefährt für uns zu bauen. Drei Tage Arbeit und 700 Dinar rechnet er uns vor, was uns natürlich viel zu teuer ist. Schließlich ist er nach viel Palaver mit 550 Dinar zufrieden, wir auch.

Jetzt müssen wir noch das nötige Geld umtauschen. Im Ort gibt es zwei Bankfilialen, in der ersten reicht man uns nach langem Betrachten den Schein wieder zurück, man war sich nicht sicher ob der Dollar echt ist. Zum Glück klappt es in der zweiten Bank, wir hätten sonst den Wagen nicht bezahlen können. Drei Tage haben wir uns in Obrenovac aufgehalten, in einem Gasthof, der auch einen Stall für unseren Esel hatte. Den sollten wir beschlagen lassen, hatte der Schmied noch gesagt, bei einem Zugtier müssten die Hufe geschont werden. Nun gut, dann soll er das eben machen, aber am 10. August muss alles fertig sein.

Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg. Der Schmied erwartet uns schon vor der Schmiede. Stolz führt er uns unter ein Vordach und da steht er, ein zweirädriger, nagelneuer Karren, mit einem auf der Ladefläche angebrachten Kasten und einem verschließbaren Deckel. Passend für unser ganzes Gepäck, das damit vor Regen und Staub geschützt ist. Wir sind sehr zufrieden, zahlen 550 Dinar für den Wagen, 20 Dinar fürs Beschlagen und legen noch 10 Dinar dazu. Da macht auch der Schmied einen sehr zufriedenen Eindruck. Ein so genanntes Plattgeschirr hatten wir uns aus Gurten, Riemen und Seilen inzwischen noch selbst angefertigt und so können wir endlich wieder aufbrechen, als stolze Besitzer eines kompletten Gespanns. Zum Abschied finden sich fast 30 Leute ein, die unseren Auszug miterleben wollen. Für uns haben sie Pflaumen mitgebracht, für den Esel Mais und Hafer. “Zahvala” heißt es, Dank und Tschüss, einige Kinder begleiten uns noch ein Stück, dann sind wir wieder allein.

Unser Esel trippelt mit dem Wägelchen dahin, als ob er das schon immer so gemacht hätte, allerdings nur, wenn weiterhin einer von uns vorne und einer hinten geht. Das machen wir dann auch so. Die Landstraße ist mehr ein Weg mit zwei Furchen mittendrin und rechts und links daneben wächst Gras. Wir passieren Pflaumengärten und man reicht uns die saftigen Früchte über den Zaun, mit einem Redeschwall, von dem wir nichts verstehen. “Zahvalla”, wir lachen und winken noch im Weitergehen. Die Landschaft ist sehr schön, große Maisfelder, Felder mit Melonen, Wiesen und Ackerland wechseln sich ab. Kleine Lehmhütten stehen oft direkt am Straßenrand, Familien mit fünf Kindern haben wir gezählt, in Hütten, die gerade mal etwa 6 x 4 Meter groß sind. Ein Mann der uns mit seinem Fuhrwerk begegnet fragt nach unserem Woher und Wohin. Nach einem freundlichen Wortwechsel schenkt er uns Geld und Zigaretten. Bis es dunkel wird marschieren wir noch, dann bekommt unser Zimberlo seine verdiente Ruhe.

Mit der Sonne stehen wir auf und marschieren früh los, um in der Mittagszeit im Schatten liegen zu können. Die Landschaft ist inzwischen eintönig, Maisfelder, nichts als Maisfelder und dazwischen armselige Hütten. In der Mittagshitze müssen wir eine längere Pause machen, Zimberlo will nicht mehr. Wir essen eine halbe Melone mit etwas Brot und kochen mal wieder eine Erbsensuppe, unser Speiseplan ist wirklich vielseitig. Zimberlo bekommt einen halben Kochtopf Mais mit Hafer vermischt. Drei Stunden ruhen wir uns aus, dann geht es weiter nach Sabac. Bevor wir in die Stadt können, müssen wir über eine Brücke auf der ein Posten steht, der sorgfältig unsere Papiere kontrolliert. 

Wenn wir uns bisher über schlechte Wege beklagt hatten, so wird in Sabac allem die Krone aufgesetzt. Dass unser Wagen das ausgehalten hat, ist nur unserer vorsichtigen Fahrweise zu verdanken. Langsam, immer die besten Stellen aussuchend, pirschen wir uns vorwärts. Das kleine Städtchen hat ein paar Läden, sogar ein Kino ist da. Wir versorgen uns mit Proviant, lassen den Ort hinter uns und machen nach einer Stunde Schluss, nur noch etwas essen und dann schlafen.

Schon am Morgen ist es sehr heiß. Der Staub liegt handdick auf der Straße. Wir kommen durch ein paar Nester, die sich dadurch auszeichnen, dass jedes Häuschen an der Straße liegt. Es nimmt fast kein Ende. Der Reiz wird noch dadurch erhöht, dass alle Bewohner vor ihren Hütten stehen und jeder mit uns reden will. Woher, wohin, was hat der Esel gekostet, was der Wagen, ob wir so von Deutschland gekommen sind, ..und, ..und, ..und! Wir sind immer glücklich wenn so ein Dorf hinter uns liegt.

In einem Ort befürchten wir, es mit unberechenbaren Zigeunern zu tun zu bekommen. Aber unsere Sorge ist völlig unbegründet, denn so etwas haben wir noch nicht erlebt. Unserem Esel fallen sie direkt um den Hals, geben ihm Brot zu fressen, einige kommen mit Zucker. Aber wenn er mal so richtig drauf gekaut hat oder daran geleckt hat, nehmen sie ihm alles wieder ab. Ein Mann der etwas deutsch spricht und angibt, in Deutschland mal Bärenführer gewesen zu sein, erklärt uns was das zu bedeuten hat. Das vom Esel “veredelte” Brot und der Zucker werden verwahrt und wenn ein Kind mal den Keuchhusten hat, bekommt es das zu essen und das soll helfen. Wir glauben ihm, sind aber beide froh, dass wir den Keuchhusten schon hatten.

Ich denke, dass alles was laufen konnte zur Stelle war. Wir bekommen Slibowitz zu trinken, man bietet uns Brotkuchen an, jeder will uns was Gutes tun. Wir sind für die Menschen wohl die Attraktion des Jahres. Immer wieder werden wir gebeten zu bleiben, immer wieder muss der Esel über Brot und Zucker lecken und kriegt dafür auch Mais und Gemüseblätter. Auch wir bekommen noch eine dicke Melone und Gurken. Nach einer Stunde spannen wir dann doch unseren Esel ein, mit Händeschütteln und viel Hallo geht es aus dem Dorf. Ich hatte noch darum gebeten, mir Adressen aufzuschreiben, weil ich ihnen vom Abschiedsfoto Abzüge schicken möchte, dabei stellte sich heraus, dass keiner schreiben oder lesen konnte.

Nach zweistündigem Marsch erreichen wir das nächste Dorf. Hier ist die Begrüßung nicht so groß. Zwar findet unser Esel bedeutende Beachtung, er durfte auch mal über ein Brot lecken, wir bekamen dafür auch ein Brot, ansonsten aber sind die Leute zurückhaltender. So ziehen wir schnell weiter und machen etwas später die notwendige Rast. In der Nähe weidet eine Schafherde. Der Hirte kommt langsam auf uns zu und setzt sich neben uns. Wir unterhalten uns prächtig, ohne irgendetwas zu verstehen. Er zeigt uns, wie man ohne Streichhölzer Feuer macht. Interessant war es, nachmachen konnten wir es später trotzdem nicht. Anschließend erreichen wir noch Lesnica, kurz dahinter schlagen wir unser Zelt auf.

Am Morgen ist es wieder drückend heiß. Langsam ziehen wir über die Landstraße. An einer Pumpe halten wir, füllen unsere Wasserbehälter auf und trinken aus der hohlen Hand. Da werden wir plötzlich auf deutsch angesprochen: “Wollt ihr ein Glas haben?”. Es sind Dresdener, die hier ihren Urlaub machen und an unserer Unterhaltung erkannt haben, dass wir Deutsche sind. Nach einem kurzweiligen Gespräch über Weg, Land und Leute geht es weiter.

Unsere Mittagsrast machen wir in der Nähe einer einfachen Hütte mit vielen Fässern rund herum. Nach kurzer Zeit kommt ein Mann zu uns, mit einer Flasche in der Hand aus der wir trinken sollen. Das Zeug schmeckt aber nicht. Er erklärt uns dann, dass in den Fässern Pflaumen gären, aus denen in seiner Schnapsbrennerei “Bosnischer Zwetschgenschnaps” werden soll. Zum Abschied schenkt er uns vier Gurken und einige Tomaten. Für eine kurze Strecke schließt sich uns ein jugoslawischer Pfadfinder an, wir sind ihm aber zu langsam und er verlässt uns wieder mit einem freundlichen “Gut Pfad”. Wir haben sowieso genug und machen nach einer halben Stunde Schluss. In einem schattigen Steinbruch zelten wir. Dann baden wir erst mal in der Drina, unser Ziel Zwornik erreichen wir sowieso nicht mehr.

Am nächsten Morgen wandern wir Drina aufwärts. An der Straßenseite sitzen Männer, Frauen und Kinder und klopfen Steine. Am Tag verdienen sie damit so etwa zwei Mark. Wir unterhalten uns so gut wie möglich mit ihnen und schenken ihnen Zigaretten, an denen sie dankbar und mit Genuss ziehen. Auf den seitlich gelegenen Feldern dreschen die Bauern das gemähte Getreide in einer Art, die uns fast vorsintflutlich vorkommt. Eine mühselige und zeitraubende Sache.

Zwornik ist ein kleines Städtchen mit etwas Fremdenverkehr. Die Einwohner sind meist Türken mit Fes und Turban. Wir begegnen hier den ersten verschleierten Frauen, ein Bild, das wir in den nächsten Tagen noch oft zu sehen bekommen. Für uns ganz neu und sehr interessant. Wir können uns auch die ersten Minarette ansehen, es wird zunehmend orientalisch.

Wo wir auch hinkommen, überall erregen wir wegen unseres Esels Aufsehen. Immer ist eine Traube von Menschen um uns herum. Hin und wieder spricht einer etwas deutsch und wir erfahren etwas über Land und Leute. Dabei hören wir auch, dass man in der ganzen Gegend keine Esel kennt. Hier hat man kleine Pferde, die als Lasttiere verwendet werden. Die Esel sind wahrscheinlich zu langsam. Unser Eselchen macht etwa drei Kilometer in der Stunde, uns genügt das.

Nach Zwornik führt uns unser Weg weiter durch das Drinatal bis Sabotnic. Obwohl wir wieder im Mittelpunkt allgemeinen Interesses stehen, halten wir uns nicht lange auf. Wir verlassen die Drina und ziehen durch ein Seitental ins Gebirge. Langsam steigt nun der Weg an, das Vorwärtskommen wird mühsamer und so richten wir bald unser Nachtquartier ein.

Die Straßen werden immer schlechter und steiler. Wenn ein Dorf in der Nähe ist, begegnen uns schon mal Leute die Holz sammeln, sonst sieht man in den Wäldern kaum einen Menschen. Über furchtbar schlechte Wege erreichen wir Vlasenica. Die Bevölkerung ist vorwiegend mohammedanisch. Eine tief verschleierte Frau bleibt stehen als sie uns kommen sieht und dreht uns den Rücken zu. Erst als wir ein Stück vorbei sind, geht sie wieder weiter.

MelonenzeitIn der Stadt ist Markt, wir wollen eine Melone kaufen aber sie ist uns zu teuer. Da kommt ein westlich gekleideter Herr auf uns zu, ein Jugoslawe der deutsch spricht. Er kauft eine riesengroße Melone, schenkt sie uns und gibt uns den Rat, heute nicht mehr weiter zu gehen. Es sei schon spät und in den Bergen gefährlich. Dann nimmt er uns mit in ein Lokal und bittet uns, seine Gäste zu sein. Es gibt Slibowitz und aus kleinen Tassen sehr starken Kaffee. Zuerst dreht sich die Unterhaltung um ganz allgemeine Themen, doch dann wird er plötzlich politisch und will wissen ob wir Nazis sind. Als wir das verneinen und ihm sagen wir wären Pfadfinder, erzählt er von sich. Er wäre Freiheitskämpfer und gehöre einer weißen Brigade an, womit wir allerdings nicht viel anfangen können. Vielleicht war er ein Tito-Anhänger, das müssten dann aber wohl eher rote Brigaden sein. Nach einer Stunde steht er auf, macht beim Wirt für uns und unseren Esel Nachtquartier, bezahlt sofort alles und verabschiedet sich. Über so viel Gastfreundschaft machen wir uns zunächst so unsere Gedanken, aber unser Misstrauen ist unbegründet.

Am Morgen bedanken wir uns beim Wirt, kaufen ein und wandern los. Nach einer Stunde geht es aufwärts in einen Hochwald, wir müssen unserem Eselchen kräftig helfen, kommen aber immerhin zwei Kilometer in der Stunde voran. Nach einiger Zeit treffen wir wieder auf Steine klopfende Menschen. Diesmal sind es nur Frauen. Ihre Bekleidung besteht aus Lumpen, abgemagert, abgezehrt sehen sie aus. Ihre Kinder laufen splitternackt herum. Sofort werden wir angebettelt, sie essen das Brot das wir ihnen geben gierig auf und wollen mehr haben. Als sie nichts mehr bekommen werden sie frech und zudringlich, machen den Deckel unseres Kastens auf und greifen hinein. Da kriegen sie natürlich was auf die Finger. Schrecklich, diese Armut, aber wir müssen unsere Pfennige auch zusammen halten.

Nach ungefähr zehn Kilometern haben wir die Höhe erreicht, weit können wir jetzt über das Land sehen. An einer Quelle erfrischen wir uns, füllen unsere Wassertanks und legen uns in den Schatten. Dann geht es abwärts durch einen dichten, fast undurchdringlichen Wald, um uns feierliche Ruhe, kein menschlicher Laut, nur ab und zu schreit eine Elster. So ziehen wir stundenlang, keiner spricht ein Wort, jeder ist mit seinen Gedanken allein. Am späten Nachmittag kommen wir an einem Holzfällerlager vorbei, dann öffnet sich eine Lichtung auf der eine Schafherde weidet. Der Hirte grüßt uns freundlich, sein Hund, weniger freundlich, bellt uns an. Kurz danach machen wir Schluss, die Wege sind eine Strapaze und wir sind durchmarschiert. Wir kochen noch etwas, dann wird geschlafen.

Die Nacht war kalt, man merkt doch, dass wir im Gebirge sind. Nach unserer Karte muss es das Lobargebirge sein. Am Lagerfeuer wärmen wir uns auf, frühstücken, packen unsere Sachen und wandern weiter durch den schönen Wald. An einem klaren Bach machen wir Rast, waschen Hemden und Strümpfe und lassen sie in der Sonne trocknen. Nach drei Stunden machen wir uns wieder reisefertig und erreichen nach weiteren zwei Stunden, ohne am Tag auch nur einen einzigen Menschen getroffen zu haben, das Dorf Kosultica.

Wir sind es ja mittlerweile gewöhnt, Aufsehen zu erregen, aber die Radebrecherei ist sehr anstrengend und macht uns so langsam keinen Spaß mehr. Also suchen wir schnell einen Bäcker, wir brauchen Brot. Brot ist unsere Hauptnahrung, an manchen Tagen haben wir bis zu vier Brote verputzt, das Stück zu zwei Kilo. Mit einem Riesenbrot von fünf Kilo und ein paar Lebensmitteln suchen wir schnell das Weite, denn es ziehen Wolken auf und wir wollen nicht im Dorf bleiben. Nach etwa zwei Kilometern müssen wir im beginnenden Regen schnell unser Zelt aufbauen. Nass bis auf die Knochen sind wir dabei geworden. Da an Kochen nicht zu denken ist, geht es ran an unser Riesenbrot. Mit Quellwasser aus unserem Wassertank schmeckt es köstlich.

Draußen wurde das Gewitter immer heftiger. Blitz auf Blitz folgte, die einzelnen Donnerschläge gingen ineinander über, es war nur noch ein einziges Krachen, dazu goss es wie aus Eimern. Das Zelt stand unter riesigen Tannen, gerade nicht der richtige Platz bei einem Gewitter, dachten wir. Als dann der Morgen kam, war das Gewitter vorbei. Es war alles gut gegangen und Zimberlo stand friedlich neben dem Zelt, das von einer riesengroßen Pfütze umgeben war. Es hatte sich ausgezahlt, dass wir bei unserem Kauf auf Qualität und nicht auf den Preis geachtet hatten, im Zelt war alles rappeltrocken.

Wir kochen uns ein Frühstück das wir “Gemischte Suppe” nennen: ein Rest Erbsen, ein Rest Linsen, drei Kartoffeln, Porree und Öl, das ist ein wohlschmeckendes Gericht. Einfach köstlich, blödeln wir noch, “dieser Hauch von Olive!”. Inzwischen ist alles trocken und wir sind mal wieder restlos zufrieden. Hans spannt den Esel an, ich verstaue unsere Siebensachen und dann geht es weiter. Bald hört der Wald auf, die Landschaft wird felsig, als wir am Abend zelten, kriegen wir kaum die Pflöcke in den harten Boden.

SarajevoJetzt sind wir nur noch 11 Kilometer von Sarajevo entfernt und müssen am nächsten Morgen ganz langsam durch eine elende Steinwüste. Am Eingang zur Stadt verlangt ein Posten einen Dinar für unseren Esel. Warum das so ist, kann uns der Beamte auch nicht erklären. Wir finden schnell eine Unterkunft bei einem Kaffeehausbesitzer, verzehren etwas und machen uns auf den Weg zur Post, da lagern Briefe von zuhause. Und dann schlendern wir gemächlich durch die Straßen und Gassen. Es gibt viel zu sehen. Läden sind am Straßenrand aufgebaut, die Handwerker arbeiten vor ihren Werkstätten, Kupferschmiede, Silberschmiede, Schuhmacher, Schneider alle sitzen auf der Straße, beim Metzger dazu noch hunderte von Fliegen auf dem ausgelegten Fleisch. Ab und zu fegt der Inhaber mit einem Reiserbesen über die Ware, dann geht der Schwarm Fliegen hoch, aber lange dauert es nicht, dann sitzen sie wieder überall auf dem Fleisch, die Fliegen. Na, dann guten Appetit.

Den Zugang zu einer Moschee verwehrt uns ein schmuddeliger Mann mit Turban und Pumphose, wir sind für ihn unrein. Doch als er von uns einen Bakschisch bekommt, öffnet er uns die Türe, wir dürfen nur keinen Teppich betreten. Nach zehn Minuten hat er uns dann wieder rausgeschmissen. Ein Teppichhändler mit Turban und arabischen Gewändern, den ich vor der Moschee fotografieren will, wird fuchsteufelswild, als er den auf sich gerichteten Fotoapparat sieht, fast wäre er mir ins Gesicht gesprungen.

Im Gymnasium sind Betten für Schülergruppen aufgestellt, wir haben Glück, für fünf Dinar können wir hier übernachten, Zimberlo darf im Stall des Kaffeehausbesitzers bleiben. Wir haben zwar gut geschlafen sind am Morgen aber irgendwie bedrückt. Unsere Gedanken kreisen um Zimberlo, was sollen wir mit ihm machen, an der Adriaküste wartet unser Boot auf uns und da ist kein Platz mehr für ihn. Wir müssen uns wohl schweren Herzens von ihm trennen. Den Kaffeehausbesitzer hatten wir daher schon gebeten, sich nach einem Käufer umzusehen.

Zunächst aber gehen wir noch mal durch die Stadt. In einem Fotoladen kommen wir mit einem deutschen Kunden ins Gespräch, er will unbedingt unsere kurzen Hosen kaufen, so etwas ist in Sarajewo sonst nicht zu kriegen. Dabei stellt sich heraus, dass er der Filmschauspieler Karl de Vogt ist, der mit einer Filmgesellschaft im Neretvatal den Film “Das Lied der schwarzen Berge” dreht. Unsere Hosen bekam er trotzdem nicht.

Dann kommt der gefürchtete Augenblick, wir treffen im Kaffeehaus den Mann, der unseren Esel mit Wagen übernehmen will. Etwa 60 Mark hatte uns alles gekostet, 50 Mark wollen wir haben, 40 Mark bekommen wir. Ein letztes Mal haben wir unseren Freund versorgt und gestreichelt, dann verabschieden wir uns von ihm und wünschen ihm alles Gute. Als wenn er etwas geahnt hätte, hörten wir ihn noch lange ih-aah-ih-aah schreien.

Unser Gepäck stecken wir in einen Segeltuchsack, das Zelt schnüren wir zusammen, dann gehen wir noch einmal in die Stadt, erst am Abend wollen wir mit der Bahn nach Mostar und weiter nach Dubrovnik fahren. Wir haben also noch Zeit, bummeln durch die Straßen, kaufen silberne Broschen für unsere Mütter und schließlich ersteht jeder auch noch einen Fes. Die Straße wird immer belebter und zur Promenade, wir promenieren in unserer Uniform mit kurzen Hosen. Den Pfadfinderhut im Nacken, den Fes auf dem Kopf, werden wir zum Blickfang. Man schaut uns belustigt an und wir schauen belustigt zurück. Dabei verrann die Zeit und als wir dann schließlich mit unserem Gepäck den Bahnhof erreichen, geht kein Zug mehr nach Mostar.

Man gibt uns eine Adresse für die Übernachtung und wir landen in einer ganz miesen Bude für Nichtsesshafte, primitiv, unvorstellbar dreckig, nur schwach beleuchtet von einer Kerze. An beiden Seiten in halber Höhe durchgehende Holzplatten auf denen Männlein und Weiblein kreuz und quer liegen. Ehe wir alles begriffen haben ist plötzlich die Kerze weg und die Türe abgeschlossen. Raus können wir nicht mehr, wir haben uns dann einfach auf unser Gepäck gesetzt und gewartet. Sieben Stunden müssen wir aushalten, umgeben von übelsten Geräuschen und Gerüchen. An Schlaf war dabei nicht zu denken, es war das reinste Fegefeuer.

Am Bahnhof lösen wir eine Fahrkarte 4. Klasse nach Dubrovnik. Wenn wir gewusst hätten, was jetzt auf uns zukommen sollte, hätten wir mit Sicherheit ein paar Dinar mehr angelegt und die 3. Klasse gewählt. Im Abteil gibt es keine Bänke, wir setzen uns wieder auf unser Gepäck. In der halben Stunde bis zur Abfahrt füllt sich der Wagen bis zur letzten Ecke, alles ärmliche Gestalten und fast jeder spricht uns an, von Gesicht zu Gesicht, jeder mit einem anderen penetranten Geruch. Jeder spuckt dazu in der Minute mindestens zwei Mal auf den Boden, unterwegs kommen fliegende Händler dazu, es ist mehr als nur ein Fegefeuer.

In Mostar haben wir einen längeren Aufenthalt, wir nutzen die Zeit um die berühmte Brücke zu besichtigen, ein romantisches, wunderschönes Bild. Dann müssen wir wieder zum Zug. Das Abteil ist jetzt nicht mehr so voll und die Landschaft die draußen vorbei zieht, das Neretvatal, einmalig schön. Dann kommt wieder so ein Händler ins Abteil, er hat gekochte Schafsköpfe anzubieten. Viele kaufen sich so ein Stück, dann ziehen sie ihr Messer aus dem Gürtel und schneiden sich Scheiben von dem Fleisch ab, zuletzt spalten sie den Schädel und verzehren das Gehirn.

Nach zehn Stunden Fahrt sehen wir auf einmal die blaue Adria. Sie ist wirklich blau, anders als die blaue Donau, die war grau. Langsam kommen wir der Küste immer näher, nach weiteren zwei Sunden sind wir endlich, ..endlich in Dubrovnik. Schnell haben wir ein Quartier gefunden, ein schönes Zimmer für 12 Dinar, nach langer Zeit schlafen wir mal wieder in richtigen Betten.

Mit etwas gemischten Gefühlen gehen wir am nächsten Morgen zum Hotel Petka, hoffentlich ist unser Faltboot angekommen. Das Hotel ist groß und vornehm, nach unseren bisherigen Erlebnissen eine völlig andere Welt. Die Terrasse ist voll besetzt mit feinen Leuten. Dazwischen wir, zwei Pfadfinder, den Hut auf der Schulter, mit aufgerollten Ärmeln und kurzen Hosen, die sich durch die Tischreihen zum Hoteleingang drängen. Sie recken sich fast die Hälse aus, die vornehmen Damen mit Lorgnette und die reichen Herren.

Nach Rücksprache mit dem Portier kommt der Hausmeister, geht mit uns in einen Abstellraum und da steht tatsächlich unser Faltboot, so wie wir es in Belgrad verpackt hatten, unversehrt. Der Hausmeister bekommt seine Kosten erstattet, dazu ein Trinkgeld und dann ziehen wir überglücklich ab zum Bahnhof. Wir wollen zu einem Dorf am Eingang zur Bucht von Kottor fahren, nach Zelenica. Nach einer Stunde, diesmal in der dritten Klasse, sind wir am Ziel. Am Strand finden wir schnell eine schöne Stelle mit weißem Sand. Das Zelt wird aufgebaut, wir kochen uns ein Mittagessen und dann wird in der Sonne gefaulenzt und gebadet. Das Wasser ist kristallklar, wir sind glücklich.

Zalenica ist ein kleiner Ort. Es liegt etwas landeinwärts und ist vom Strand aus nicht zu sehen. Mit den Einheimischen kommen wir nur wenig in Berührung und wenn mal einer kommt, dann sind es freundliche, gut gekleidete Menschen. Von der ungeheuren Armut in den Bergen ist hier kaum etwas zu sehen.

In der untergehenden Sonne hören wir auf einmal deutsche Stimmen. Ein Mann und eine Frau kommen näher und ziehen ein Faltboot hinter sich her. Nach einer freudigen Begrüßung bauen wir gemeinsam das Zelt der beiden auf. Sie kommen aus Stuttgart und genießen ihre Semesterferien. Wir haben noch lange erzählt und eine Flasche Rotwein geleert.

Die Sonne scheint am Morgen vom wolkenlosen Himmel, links von uns ein niedriger Wald, rechts sehen wir bizarre Felsen, in der Mitte ein schöner weißer Strand und vor uns die blaue Adria.  Mittags gibt es so ne richtige Pann Rohscheiben, wie bei Muttern. Dann ziehe ich das inzwischen aufgebaute Boot ins Wasser und segele erst mal alleine los. Das leichte Boot tanzt richtig auf den Wellen, es ist lustig doch nach 100 Metern tauchen vor mir plötzlich riesengroße Flossen auf, Rückenflossen von großen Fischen. Haie, war mein erster Gedanke, mein zweiter Segel runter und nichts wie weg. Am Land habe ich zuerst mal nichts erzählt, ich wollte nicht ausgelacht werden. Erst später habe ich mit Hans darüber gesprochen, Haie oder keine Haie, er wusste es auch nicht.

Am Nachmittag bekommen wir Besuch von ein paar Jugendlichen aus dem Ort, drei Mädchen und zwei Jungen. Zunächst interessieren sie sich für unsere Boote. Sie selbst haben Boote aus Holz und wundern sich, dass die Gummiboote im Wasser nicht einknicken. Dann führen sie uns zu einer Stelle an den Felsen und zeigen uns Muschelbänke, richtige Miesmuscheln. Wir brechen eine ganze Menge davon ab und abends gibt es bei uns frische Meeresfrüchte. Einen Tintenfisch, den einer der Jungen aus dem Wasser gezogen hatte und uns schenken wollte, lehnten wir dankend ab, wir wussten ja noch nicht, dass man so etwas essen kann.

Als wir am Morgen aus dem Zelt kriechen, sind unsere Nachbarn aus Stuttgart schon beim Frühstück, wir holen das schnell nach, ziehen das Boot ins Wasser, setzen das Segel und lassen uns von einer leichten Brise durch die Bucht treiben. Unser Segel ist ziemlich groß und so machen wir ganz schön Fahrt. Am Nachmittag laden uns vier von den jungen Besuchern vom Vortag gemeinsam mit den Stuttgartern zu einem Landausflug nach Hercegnov ein, hier ist ihr Gymnasium, da müssen sie für eine Stunde hin. Als wir sie danach in einem kleinen Lokal wie vereinbart wieder treffen, sind es sieben geworden, drei Klassenkameradinnen haben sich noch angeschlossen. Es wird viel Rotwein getrunken und auf dem Rückweg auch viel gesungen, mal deutsche Lieder, mal serbische, und dann haben wir uns noch verbrüdert. Am Dorfrand trennen wir uns für ein paar Stunden, denn dann wollen wir mit ihren und unseren Booten gemeinsam nach Kataro fahren. Gute Nacht, es war ein schöner Tag.

Um 2,00 Uhr am nächsten Mittag sind sie mit zwei Booten da. Wir müssen nur noch das Zelt abbauen und im Boot verstauen, denn von Kataro wollen wir gleich weiter, Richtung Dubrovnik. Am Anfang haben wir noch etwas Wind zum Segeln aber je weiter wir in die Bucht kommen, desto schwächer wird der Wind, paddelnd erreichen wir eine kleine Insel. Vom Wasser her könnte man meinen, es wäre das Modell zu Böklins Toteninsel. Als es zu dämmern anfängt, fahren wir weiter auf Kotor zu. In der Nähe das Hafens werden wir von einem Polizeiboot angehalten, wir sind in ein militärisches Sperrgebiet geraten und müssen zurück. Es ist dunkel geworden und wir beobachten, wie das Wasser bei jedem Paddelschlag leuchtet. Es sind unzählige kleine Pflanzen die bei jeder Bewegung phosphoreszieren. Gegen Mitternacht, wir sind inzwischen noch mehrfach mit “Stoi” angerufen worden, verabschieden wir uns an Land von unseren jugoslawischen Freunden. Morgen soll es für uns ja weiter gehen.

Heute ist der 26. August 1932, wir wollen zur blauen Grotte finden sie aber nicht. Auf dem offenen Meer werden wir von der Dünung ganz schön geschaukelt. Die zwei bis drei Meter hohen, regelmäßigen Wellen waren zwar harmlos, übten aber einen zwingenden Druck aus. Unser Stuttgarter Werner zahlt als erster seinen Obolus an Neptun. Nach einer halben Stunde erwischt es auch Hans und mich. Wir kotzen um die Wette, es ist uns sterbendselend und wir sind eigentlich unfähig noch weiter zu paddeln. Aber wo landen? Die Küste ist steil und ein brauchbarer Platz nirgendwo zu sehen. Dem Sterben nahe treiben wir an der Küste entlang bis Mieze, die Stuttgarterin, eine kleine Einbuchtung entdeckt, in der wir an Land gehen können. Sie war im übrigen die Einzige, die nichts von einer Seekrankheit verspürt hatte.

Endlich festen Boden unter den Füßen, geht es uns schon bald wieder besser, wir haben sogar wieder Hunger, aber aufs Wasser wollen wir heute nicht mehr. Morgen geht alles wieder leichter, dachten wir. Nur, da ging es noch schneller und dieses Mal erwischt es auch die liebe Mieze. Alle liegen über dem Süllrand und kotzen sich die Seele aus dem Leib. Die dringend notwendige Landung war wieder schwierig, steile Felsen und starke Brandung, aber mit vereinten Kräften haben wir es geschafft. Hinlegen, ausruhen bald war alles wieder überstanden.

Auch am nächsten Tag ruhen wir uns noch aus. Aber dann wollen wir nach Dubrovnik und das haben wir auch geschafft. Ohne Zwischenfall kommen wir an und finden sogar einen schönen Lagerplatz. Sicherheitshalber stellen wir uns bei der Polizei vor, mit einem Stempel in unseren Papieren gelten wir nun als legal Eingereiste.

Zwei Tage bleiben wir, dann paddeln wir in aller Frühe wieder los. Ein kleines Stück werden wir noch von unseren Stuttgarter Freunden begleitet, dann trennen wir uns. Sie müssen wieder nach Hause und wir wollen planmäßig weiter. Ein bisschen Wehmut kommt schon auf, auch etwas Heimweh, aber es geht bald vorbei, die Freude auf noch vier Monate in freier Selbstbestimmung überwiegt.

In etwa 100 Metern Abstand von der Küste paddeln wir unverdrossen in der Dünung, Seekrank werden wir nicht mehr, wir haben uns an die Schaukelei gewöhnt. Aber wir müssen viel Kraft aufwenden um voran zu kommen, wir sind nicht auf einem Fluss der uns schiebt, auch wenn wir nichts tun. In Stango, auf einer Halbinsel übernachten wir. Auch der nächste Tag verlangt uns viel Kraft ab. Ein besonderes Erlebnis bietet uns ein großer Schwarm fliegender Fische. Etwa 20 Meter entfernt fliegen sie an uns vorbei und verschwinden nach 40 bis 50 Metern wieder im Wasser. Unangenehm wird der Wind, der sogar zum Sturm ausartet. Fast mit letzter Kraft erreichen wir die Neretna, die hier in die Adria mündet und fahren ein kleines Stück aufwärts. Es ist erst vier Uhr aber wir machen Schluss.

Eigentlich wollten wir einen Tag Pause machen, doch es zieht uns weiter. Es ist am Morgen schon sehr heiß, nach einer Stunde sind wir des Paddelns müde und suchen einen Landeplatz zwischen den Felsen. Mit dem Trinkwasser haben wir inzwischen Pech. Die Pumpen und Zisternen sind nicht weit genug vom Ufer entfernt, dadurch schmeckt das Wasser immer etwas salzig. Wir trösten uns daher mit einer Flasche Wein und sehen dem Spiel einiger Delphine zu, den schönen, harmlosen Fischen, die ich für Haie gehalten hatte.

Im Zelt wollte es dann auch in der Nacht nicht abkühlen, wir können nicht einschlafen. Als mir das gegen Morgen gerade zu gelingen scheint, kriege ich einen Schlag auf den Hintern und Hans schreit: “Mensch, wir haben Wind!” Im Handumdrehen wird klar Schiff gemacht, raus aufs Wasser und wir schießen nur so dahin, einfach toll. Nach einer halben Stunde dreht der Wind und nach kurzer Zeit sitzen wir wieder in der schönsten Flaute zwischen den Inseln Lesina und Brazzo. Mal ganz langsam, mal etwas schneller paddeln wir nun an der Küste entlang bis wir Almissa erreichen, eine Bucht in der die Cetina mündet.

Ein Stück flussaufwärts finden wir eine große Sandbank, für unser Lager geradezu ideal. Unser Zelt steht noch nicht, da kommt ein Mann angelaufen, schimpfend wie ein Rohrspatz, ohne Pause. Als wir dann endlich auch mal zu Wort kommen und er merkt, dass wir Deutsche sind, wird er die Höflichkeit selbst. “Deutsche können bleiben, einen ganzen Tag, einen ganzen Monat”, dann bietet er uns noch Wasser an, aber das war auch nur aufgefangenes Regenwasser.

Sehr früh sind wir wieder auf dem Wasser. Wir haben guten Wind und können ganz schön Fahrt machen. Heute wollen wir Split erreichen, dort erwarten wir Post von zuhause. Weil der Wind umschlägt, kommen wir später an als erwartet, die Post ist schon geschlossen. Was soll es, wir bauen das Zelt auf und warten auf morgen.

Die Nacht bringt uns ein schweres Gewitter, der starke Westwind treibt die Wellen weit in den Hafen. Mitten in der Nacht müssen wir auf eine höher gelegene Stelle umziehen. Doch als wir in der Frühe den Kopf aus dem Zelt stecken, scheint die Sonne und alles ist wieder trocken. Durch den ewigen Gegenwind waren wir das Paddeln aber endgültig leid, wir beschließen einstimmig, das letzte Stück auf der Adria mit einem Schiff zu bewältigen. Im Schiffskontor kaufen wir Fahrkarten für den Dampfer der uns am nächsten Abend nach Susac bringen soll, es ist der letzte jugoslawische Hafen direkt an der italienischen Grenze. Dann zerlegen und verpacken wir unser Boot. Alles was wir nicht mehr brauchen wird mit eingepackt. Wir schreiben Briefe, leisten uns ein Abendessen und schlafen ein letztes Mal in unserem Zelt. Am Morgen wird es ebenfalls verpackt, wir wollen Boot und Zelt von Susac aus nach Hause schicken.

Den Tag verbringen wir mit gemächlichem Bummeln durch den Hafen und durch die Stadt. Um 7 Uhr schaffen wir unser Gepäck auf das Schiff, nehmen uns noch Zeit für ein kurzes Abendessen, dann gehen auch wir an Bord. Pünktlich um 8,00 Uhr legt der Dampfer ab. Das Gerumpel der Maschine lässt uns nicht schlafen, so sind wir schon vor Sonnenaufgang auf dem Deck. Es ist sehr windig und auf einmal macht sich mein Hut selbständig. Vom Wind getragen fliegt er im sanften Bogen über die Reeling, legt sich auf die Wellen und verschwindet in der Schiffsschraube. Mein schöner, von der Sonne gebleichter Pfadfinderhut.

In Susac haben wir zuerst den Bahnhof gesucht um unser Gepäck nach Hause zu schicken. Ungefähr 10 Mark soll es kosten. Der freundliche Bahnbeamte meint, wir könnten die Sendung auch unfrei aufgeben, dann müsste sie der Empfänger bezahlen. Da haben wir nicht lange überlegt, meine Mutter wird es mir verzeihen. Jetzt haben wir nur noch unsere Schlafsäcke, die Tornister, die Kulturbeutel und einmal Umwäsche. Hoffentlich geht das gut. Was unser Nachtquartier angeht haben wir wieder Glück, wir können in einem Gymnasium schlafen.

Der Grenzübertritt nach Italien findet am 8. September statt, es gibt keine Probleme, abgesehen davon, dass wir keine einzige Lire in der Tasche haben. Für unsere letzten Dinare haben wir noch Obst gekauft. Jetzt heißt es wandern und wir sind froh, am Abend bei einem Bauern ein Strohlager zu bekommen.

Bei schönstem Sonnenschein tippeln wir am Morgen nach Triest. Bei einem Bauern fragen wir gegen Mittag nach Kartoffeln, wir kriegen sie und noch Brot und Milch dazu. Kurze Zeit danach haben wir wieder Glück, ein Lastwagen nimmt uns mit nach Triest.

In Triest können wir Dollar gegen Lire tauschen. Wir besichtigen die Stadt, kaufen uns was zu Essen und schlafen für fünf Lire in einem sauberen Doppelzimmer. Dann geht es wieder auf die Landstraße. Nach ein paar Stunden machen wir im Schatten von ein paar Büschen eine Rast und weil es so schön ist, bleiben wir einfach liegen, kriechen am Abend in unsere Schlafsäcke und schlafen zum ersten Mal im Freien.

Das Marschieren in unseren schweren Schuhen wird immer beschwerlicher. Wir besorgen uns in einem Ort alte Autoreifen und basteln daraus Sandalen, so wie wir das bei der Landbevölkerung gesehen haben. Die Landstraßen sind sehr gepflegt, rechts und links Maisfelder und Wiesen. Drei Mal haben wir jetzt schon im Freien gepennt. Wir leben fast nur von Obst und Brot. In einem kleinen Fluss bei Latisana können wir mal wieder im Süßwasser baden, eine willkommene Abwechslung.

Bei einem Bauern machen wir Bekanntschaft mit dem Armeleuteessen, man schenkt uns Polenta, einen Brei aus Maismehl mit etwas Salz, der ungemein gut aussieht aber scheußlich schmeckt. Aus Höflichkeit haben wir alles aufgegessen, es gab ja noch Milch dazu und wir durften die Nacht im Stroh verbringen. Der Bauer hat nur vergessen uns das Frühstück raus zu stellen, so ziehen wir mit hungrigem Magen los, in der Hoffnung, dass uns ein Auto mitnimmt. Und das klappt auch, 70 Kilometer werden wir gefahren, bis Mestre. Nur noch 10 Minuten Bahnfahrt dann sind wir in Venedig.

Erst geht es zum Postamt, dann zum deutschen Konsulat. Wir bekommen pro Kopf zwei Essmarken, für ein einfaches Essen in einem Lokal nach Wunsch. Den Abend verbringen wir auf dem Markusplatz. Nach einem Konzert machen wir es uns auf einer Marmorbank direkt neben dem Dogenpalast in unseren Schlafsäcken bequem. Eine Bank weiter haben zwei Deutsche Quartier bezogen, die uns auf diese Idee gebracht haben, sie machen das schon seit fast einer Woche so. Aber am nächsten Abend ist die Polente da und vertreibt uns. Wir ziehen um in einen Park und schlafen unter den Büschen, am frühen Morgen haben sie uns auch da raus geschmissen. Das machen sie sogar recht freundlich.

Venedig ist wunderschön, tagelang kann man durch die Stadt streifen aber wir wollen noch mehr sehen. Unser nächstes Ziel ist Padua, dann wollen wir über Ferara und Bologna nach Florenz. Zu Fuß, als Anhalter, auch mit der Bahn. Immer wieder gibt es was zu essen, kriegen wir ein paar Lire geschenkt, 20 Lire sogar von den Faschisten im Rathaus von Munuschipio. Und unsere Schlafsäcke reichen allemal für die warmen, trockenen Nächte.

Am 4. Oktober sind wir glücklich in Florenz. Latteria Bianchi, Firenze, Via Serreglia 34. Diese Adresse hatten wir schon in Venedig von Deutschen bekommen. Es ist der Treffpunkt aller deutschen Wanderer, Tippelbrüder, Lebenskünstler. Hier bekommen wir die Tipps wo man am besten abstaubt. Bei der Questura gibt es zwei Ess-Scheine, beim deutschen Konsul fünf, im Asyl kann man für 2 Lire schlafen, aber nur für drei Tage. Das reicht uns, denn nach drei Tagen Stadtbesichtigung wollen wir weiter, Richtung Rom. Mit uns noch ein Bonner und ein Beueler. Am nächsten Tag mussten sie wieder zurück, einer hatte eine Blutvergiftung. Dabei haben wir erfahren, dass die ärztliche Behandlung in Italien kostenlos ist.

Wir tippeln weiter, werden von einem Weingutsbesitzer in der Toscana eingeladen und reichlich mit Brot Käse und Früchten versorgt. Wir haben lange nicht mehr so gut gelebt. Deshalb macht uns der Regen auch nicht mehr so viel aus, der seit Tagen niederfällt. Als es besser wird und wir weiter wandern, treffen wir unsere Bonn-Beueler wieder, bis Siena bleiben sie bei uns, der Jupp mit einem dicken Verband.

Zu zweit wandern wir weiter durch die Toscana. Brot und Weintrauben sind jetzt unsere Hauptnahrung. Das Brot holen wir uns bei den Bauern, die Trauben aus den Weinbergen. Kein Winzer hat was dagegen, wenn man sich Trauben abschneidet, nur abreißen darf man sie nicht, dann werden sie fuchsteufelswild. Fett werden wir von dieser Nahrung nicht, aber gesund ist sie.

Auf unserem Weg nach Rom schlafen wir viel im Freien oder in leeren Weinberghütten, so kommen wir nach Bologna. Es ist ein Jammer, dass wir nicht italienisch sprechen können, die Radebrecherei geht uns auch hier manchmal auf den Geist. In den Städten findet man immer einen, der deutsch spricht, aber auf dem Lande ist das fast aussichtslos.

In Viterba sind wir nicht mehr weit weg von Rom. Das letzte Stück wollen wir als Anhalter bewältigen. Wir müssen zwar vier mal “umsteigen”, aber es klappt. Der Geheimtipp, den jeder von den zurück wandernden Kumpels für Rom bekommt, heißt Via de Marsi. Hier trifft man fast ausschließlich Deutsche und Österreicher. Jede Menge Tipps und Adressen werden gehandelt wie man in Rom am besten überlebt,  ohne eigene Kosten. Zehn Tage sind wir in Rom geblieben und haben uns fast alles angesehen, allein im Vatikan haben wir uns zwei Tage aufgehalten.

Im Deutschen Pilgerhaus bekommen wir die Genehmigung zu einer Papstaudienz mit der Auflage, die nackten Knie zu bedecken und die Ärmel runter zu rollen. Am 29. Oktober sind wir pünktlich im Audienzsaal, mit uns noch ungefähr 300 weitere Besucher. Als Pius XI. durch die Türe kommt klatscht die Menge und ruft “Viva el Padre”. Ein würdevoller Herr aus seinem Gefolge geht voraus, mustert uns genau und wir denken schon, jetzt gibt es Schwierigkeiten, wir hatten weder die Knie bedeckt noch die Ärmel runter gerollt. Es passiert aber nichts, wir werden nur gefragt, ob wir Deutsche sind. Mittlerweile hatte uns der Papst durch den Mittelgang erreicht, er bleibt stehen, spricht uns auf deutsch an und fragt wo wir her kommen. Nervös antworten wir “aus Deutschland“, fügen dann aber sofort hinzu “aus der Erzdiözese Köln”. Ob wir den Weg zu Fuß zurückgelegt hätten, will er noch wissen und als wir das bejahen sagt er etwas, das wir nicht verstehen. Dann segnet er uns, wir küssen seinen Ring und er geht weiter. Mit viel Beifall und Händeklatschen wird der Papst verabschiedet und plötzlich sind wir der Mittelpunkt. Alle wollen wissen was Pius XI. zu uns gesagt hat, denn sonst hatte er mit keinem gesprochen. Wir waren unbeschreiblich stolz.

Bei unseren Wegen durch die Stadt haben wir kein Kloster ausgelassen, sie sind meist überlaufen aber zu essen gibt es immer etwas. Am besten haben wir im “Collegium Germanicum et Hungaricum” gespeist. Da durften wir eigentlich nicht rein, aber wir hatten den Pförtner überlistet und mit viel Glück auch den Speisesaal gefunden. Einem freundlich aussehenden, ziemlich beleibten Bruder machte das ersichtlich Spaß. Er lachte laut über unsere Frechheit, hielt sich seinen dicken Bauch und ließ uns ein großzügiges, rustikales Essen servieren.

In Rom haben wir nicht nur viel gesehen sondern uns auch gut erholt, jetzt wollen wir weiter in Richtung Neapel, möglichst als Anhalter. Am Anfang werden wir dreißig Kilometer mitgenommen, am Ende noch mal 150. Dazwischen liegen vier Tage in denen wir abwechselnd bei einem Bauern oder auch im Freien schlafen. Die Gegend macht teilweise wieder einen recht armen Eindruck, mit Abstauben war da nicht viel zu machen.

Am 8. November sind wir in Neapel. Es herrscht hier ein buntes und geschäftiges Leben, laut und hektisch, die Straßen kommen uns sehr schmutzig vor. In einem Privathaus bekommen wir eine Unterkunft für 5 Lire, bummeln am nächsten Morgen durch die Stadt und lassen uns am Nachmittag nach Capri übersetzen. Gegen fünf Uhr landen wir. Sofort gehen wir zu den Grauen Schwestern, einer Empfehlung aus Rom folgend. Wir werden für eine Nacht aufgenommen, versorgt und kriegen am nächsten Morgen sogar noch ein Frühstück. Die zweite Nacht müssen wir in einer Steinhütte verbringen. Wir wollten auch noch in die Blaue Grotte, aber der Wellengang war zu hoch, kein Boot konnte einfahren. Ausnahmsweise dürfen wir am Abend sogar noch mal bei den Grauen Schwestern übernachten.

Mit dem Schiff fahren wir nach Sorrent, besuchen Pompeji und steigen natürlich auch auf den Vesuv. Beim Abstieg kriegen wir eine heftige Standpauke, wir wollten Geld sparen, sind ohne Führer gegangen und das ist streng verboten. Tatsächlich hätten wir uns im aufkommenden Nebel fast verlaufen. Am Abend sind wir wieder in der Via Rue Catalano in Neapel.

Wir sind dann schon sehr früh im Hafen und suchen ein Schiff, das uns gegen Arbeit mit nach Genua nimmt. Aber Fehlanzeige, wir sollen zahlen. Dafür reicht leider unser Geld nicht. Auch der deutsche Konsul kann uns nicht helfen, er hat dafür keine Mittel. Also beschließen wir wieder zu tippeln, zurück nach Rom.

In den folgenden Tagen haben wir kein Glück mit Autos, wir legen pro Tag trotzdem ungefähr 40 Kilometer zurück. Auch mit den Quartieren haben wir Pech. Mal muss uns ein Strohlager reichen, mal schlafen wir im Freien. Am Abend des 18. November sind wir in Rom und melden uns wieder in der Via del Marsi.

Zwei Tage bleiben wir, dann ziehen wir frohgemut auf der Landstraße in Richtung Florenz. Im Nebel verlaufen wir uns, wir sind plötzlich nicht mehr auf der Hauptstrecke sondern auf der Gebirgsstraße. Kein Auto, kein Bauernhaus, dafür regnet es und es ist kalt. Aber eisern ziehen wir durch. Erst hinter Viterbo hält ein Auto an und will uns mitnehmen, für 50 Lire bis 50 Kilometer vor Florenz. Wir geben ihm 15 Lire, können einsteigen und finden am Abend Aufnahme bei einem Bauern.

Das letzte Stück bis Florenz ist wieder eine einsame Strecke, die uns über Bergkämme führt. Ein starker Wind weht uns ins Gesicht, es ist wieder ein anstrengender Marsch. Todmüde kommen wir am späten Abend in Florenz an, gehen noch zur Latteria und übernachten im Asyl. Zwei Tage pflegen wir uns, ich muss mir aber auch einen Zahn ziehen lassen, der mich seit ein paar Tagen piesackt. Dann wandern wir nach Pisa. Nach der Stadtbesichtigung nimmt uns ein kleiner Lieferwagen 20 Kilometer mit in Richtung La Spezia, was dann kommt, kennen wir: Marschieren.

Hinter La Spezia verlassen wir die Küste, es geht bergauf und wir müssen klettern. Über Sestri kommen wir schließlich nach Genua. Weil in 20 Tagen Weihnachten ist, halten wir uns nicht lange auf, da wollen wir zu Hause sein. Fünf Monate sind wir nun unterwegs. Äußerlich unterscheiden wir uns kaum noch von den Landstreichern, aber wir fühlen uns nicht so. Wir hatten ein Ziel und das haben wir erreicht. Leider haben wir in der Planung das Finanzielle etwas unterschätzt, nur für Notfälle haben wir jetzt noch eine eiserne Reserve.

Auf dem Weg nach Mailand nimmt uns ein kleiner Fiat mit. Drei Mann sitzen schon drin, sie wollen 10 Lire haben, dann können wir auf den Notsitz. Nach einer Stunde halten die Schufte in Padua an. Wir sollen mitkommen, in ein großes Haus. Da waren wir aber total deplaziert, es war ein Bordell. Sofort sind wir draußen und müssen eine Stunde warten, dann kommen auch die drei “Herren” raus. Wir sind heilfroh, als wir in Mailand ankommen, steif wie ein Brett, von dem stundenlangen Sitzen in der engen Kiste. Nun wollen wir uns in einer Herberge mit Mitteln aus einer Apotheke endgültig von den kleinen Plagegeistern befreien, die wir seit Neapel mit uns herumtragen, Kleiderläuse. Tag für Tag haben wir einen aussichtslosen Kampf gegen die Biester geführt. Jetzt sollte endgültig Schluss sein, auch mit Hilfe neuer Unterwäsche, die man uns von zuhause nach Mailand geschickt hat. Gott sei Dank haben wir Erfolg.

Dann stellen wir uns im Konsulat vor, zwei Deutsche, mittellos, wollen nach Hause. Der Herr, der uns empfängt, fragt nicht lange, er macht in unsere Pässe einen Stempel, schreibt einen Zettel und schickt uns damit zur Polizei, da sollen wir unsere Fahrkarten nach Deutschland kriegen. Wir müssen zwar bis zum nächsten Tag warten aber wir bekommen sie tatsächlich. Nur unsere Pässe sind jetzt wohl für Reisen in andere Länder  unbrauchbar. Der Stempel lautet nämlich: “Generalkonsulat Deutschland - Heimgeschafft!”

Am 8. Dezember steigen wir in Mailand in den Zug. Über Verona, Bozen, Brennero, Innsbruck nach Kufstein. Zu Fuß geht es über die Grenze und dann sind wir wieder auf deutschem Boden. In Rosenheim bekommen wir von der Wanderfürsorge eine heiße Suppe und wandern über verschneite Landstraßen nach Aibling. Auch hier gibt es bei der Wanderfürsorge eine heiße Suppe, dazu auch noch eine kostenlose Übernachtung. Die zweite Nacht müssen wir allerdings bezahlen.

Nach ein paar Kilometern nimmt uns am Morgen ein hilfsbereiter Autofahrer mit nach München. In München, so hat man uns gesagt, kann man drei Tage in einem Haus wohnen, das von Patres geführt wird. Da gehen wir hin. In einem Büro werden wir zunächst ziemlich genau geprüft und nach der Aufnahme sicherheitshalber noch mal entlaust. Alles ist gut organisiert und sehr sauber, wir bekommen sogar Schlafanzüge gestellt. Soviel Sauberkeit hatten wir lange nicht mehr erlebt, deutsche Gründlichkeit.

Es ist kalt, Schnee liegt auf den Straßen. Wir suchen in Fernfahrerlokalen nach einem Fahrer der uns bis Mannheim mitnimmt. Da hat Hans einen Onkel mit einem Textilwarengeschäft. Es dauert lange, aber am 18. Dezember in aller Herrgottsfrühe dürfen wir uns in einer Spedition melden und im Führerhaus eines Lasters Platz nehmen. Der Fahrer ist ein freundlicher, netter Mann, er hört sich während der Fahrt interessiert unsere Erlebnisse an. In Mannheim nimmt er uns mit in seine Wohnung und stellt uns seiner Frau vor. Wir werden nicht nur zum Essen eingeladen, sondern dürfen auch in seiner Wohnung schlafen. Am anderen Morgen bringt er uns noch in die Stadtmitte. Da wohnt in der Kannebäcker Straße Onkel Edmund, der Bruder von Hansens Mutter. Herings hatten zwar von unserer großen Reise gehört, aber mit unserem Besuch haben sie nicht gerechnet. Es werden zwei sehr schöne Tage zum Abschluss unserer Fahrt. Onkel Edmund hat uns noch 20 Mark gepumpt, denn in den letzten Tagen haben wir mehr Geld ausgegeben, als in Italien in einem ganzen Monat.

Am 23. Dezember fahren wir mit der Bahn nach Hause, stolz, eine so große Fahrt geschafft zu haben. In Elberfeld erwarten uns neben unseren Angehörigen auch viele Pfadfinder von unseren Stämmen. Begrüßung, Händeschütteln, Glückwünsche, dann Tschüss bis nach Weihnachten, frohes Fest. Wohl keiner ahnt, dass das Dritte Reich schon so nahe ist und wir bald unsere Pfadfinderuniformen nicht mehr tragen dürfen. Aber singen werden wir noch davon, wenn wir unter uns sind:

Wir traben in die Weite, das Fähnlein steht im Spind,                            viel Tausend mir zur Seite, die ausgezogen sind,                                 das Fahrtenhemd im Schranke, das Halstuch und der Hut,                     die sagen Gott sei Danke, jetzt ham wir`s auch mal gut!

Mir aber fällt am Abend noch ein Spruch ein, den ich im Gästebuch der Latteria in Florenz gelesen habe: “Wer nie im Straßengraben saß, wer nie sein Schwarzbrot trocken aß, wer nie getippelt bei Regen und Wind, der weiß nicht was schwere Stunden sind!” Wir sind die ganze Zeit nie zu Tode betrübt gewesen und auch die schweren Stunden waren schöne Stunden, wir bereuen keine einzige.

Melodie: In the still of the night - Vortecs Creative Media

                          -.-.-.-.-.-.-.-.-.-

Redaktioneller Nachtrag:

Hugo Gamm, geboren am 20. März 1911 in Elberfeld -

Letzter Rang bei den Pfadfindern “Gaufeldmeister” -

Hochzeit mit meiner Schwester Kläre am 19. April 1938 - 

Gestorben am 7. Oktober 2002 in Wuppertal-Elberfeld

Sein selbst erworbenes Wissen über fremde Länder konnte er im Zweiten Weltkrieg höchst ungewollt als Lokomotivführer in Russland vertiefen. Darüber hat er kein Tagebuch geführt.